Fachlexikon für Putze & Beschichtungen

Filmbildung

ist die Gesamtheit der Vorgänge, die von einem flüssigen Beschichtungsstoff zu einem zusammenhängenden Film bzw. zu einer funktionsfähigen Beschichtung führen. Im Fall von Dispersionsfarben und dispersionsgebundenen Putzen ist dies ein rein physikalischer Vorgang. Der Wasseranteil schlägt partiell in einen saugfähigen Untergrund weg, der größere Teil verdunstet recht schnell. Dabei rücken die Dispersionsteilchen immer enger zusammen, bis sie gegenseitigen Kontakt bekommen. Durch die ansteigenden Kapillarkräfte werden nun die Teilchen zu einem bienenwabenartigen Gebilde gegeneinander verpresst und verschmelzen im nächsten Schritt komplett miteinander. Dabei diffundieren die Polymerketten über die ehemaligen Teilchengrenzen der Dispersion hinweg und verschlaufen miteinander zu einem physikalischen Netzwerk und letztlich zusammenhängenden Film. Dieser Filmbildungsprozess sollte bevorzugt langsam und kontrolliert ablaufen. Deshalb sollte das Beschichtungsmaterial nicht auf einen stark erwärmten Untergrund oder bei direkter Sonnenbestrahlung aufgetragen werden. Nur so können die einzelnen Bindemittelpartikel der Polymerdispersion kontrolliert zusammenfließen und zu einem zusammenhängenden Film verschmelzen. Dies verleiht dann der Beschichtung unter Einschluss der Pigmente und Füllstoffe die gewünschten Endeigenschaften (z. B. eine gute Wasserfestigkeit).
Hat die als Bindemittel zugrunde liegende Dispersion eine relativ hohe Filmbildetemperatur, d. h. sind die Polymerteilchen relativ hart, sodass eine einwandfreie Filmbildung bei + 5 °C nicht möglich wäre, so kann diese durch geringe Zusätze eines geeigneten Filmbildehilfsmittels erniedrigt werden. Dieses migriert in das Polymere, welches dadurch erweicht, die Filmbildung wird ermöglicht und anschließend verdunstet das betreffende Lösungsmittel wieder: Man bezeichnet diesen Vorgang auch als temporäre bzw. zeitlich begrenzte Weichmachung.
Moderne Bindemittel mit einer Mindestfilmbildetemperatur < 5 °C erlauben es heute jedoch auch, Beschichtungsmaterialien ohne Filmbildehilfsmittel mit sehr guten Endeigenschaften herzustellen (siehe auch DIN EN ISO 4618).

Zurück