Fachlexikon für Putze & Beschichtungen

Filmbildehilfsmittel

häufig auch Koaleszenzmittel genannt, sind Lösungsmittel oder Weichmacher, die - als Additive in Polymerdispersionen, wässrigen Farben und Putzen in geringen Mengen (1—5%) zugesetzt - die (Mindest-)Filmbildetemperatur (MFT) auf eine definierte Verarbeitungstemperatur herabsetzen und damit die Filmbildung unter Praxisbedingungen fördern. Dabei wirken die Lösungsmittel aufgrund ihrer Verdunstung beim Trocknungsprozess praktisch als temporäre Weichmacher. Die Wirksamkeit eines Lösungsmittels als Filmbildehilfsmittel ist dabei stark von seiner Polarität und seiner Verdampfungsrate, aber auch vom als Bindemittel eingesetzten Dispersionstyp abhängig, d. h. ein und dasselbe Lösungsmittel erniedrigt die MFT verschiedener Dispersionen in unterschiedlich starkem Maß. Ein gut wirkendes Filmbildehilfsmittel sollte in seiner Polarität an das Bindemittel angepasst werden. Unbegrenzt wassermischbare Lösungsmittel, wie z. B. Alkohole oder Glykole, sind als Filmbildehilfsmittel nur bedingt brauchbar, da sie in der äußeren, wässrigen Phase einer Dispersion verbleiben und nicht in das Polymere migrieren und dort nicht weichmachend wirken. Sie erniedrigen außerdem die ursprüngliche Viskosität der Dispersion, während „gut wirkende“ angepasste Filmbildehilfsmittel infolge Solvatation (von lat. solvere = lösen) der Polymerteilchen die Viskosität erhöhen.
Typische Filmbildehilfsmittel sind neben Kohlenwasserstoffen (Benzine/Testbenzine) vor allem Glykolether (z. B. Butylglykol, Butyldiglykol, Dipropylenglykol-n-butylether DPnB). Daneben sind heute aber auch eine ganze Reihe von höher siedenden Substanzen mit Sdp. > 250 °C mit mehr oder weniger ausgeprägter Plastifizierungswirkung im Einsatz (Bsp. Tripopylenglykol-n-butylether TPnB oder diverse Esterverbindungen). Bei der Vorauswahl geeigneter Filmbildehilfsmittel ist zur Vermeidung von Koagulatbildung durch Lösungsmittelschock auf eine ausreichende Verträglichkeit mit dem Bindemittel zu achten. Filmbildehilfsmittel sind flüchtige organische Bestandteile (SVOC, VOC) und damit als Emissionen aus Beschichtungen zu berücksichtigen (siehe auch DIN EN ISO 4618).

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