Fachlexikon für Putze & Beschichtungen

Kreiden, Kreidung

In Abhängigkeit von Art und Menge des Bindemittels, Art und Höhe der Pigmentierung und den am jeweiligen Objekt herrschenden Witterungseinflüssen sowie der Bewitterungsdauer kommt es bei Beschichtungen im Lauf der Zeit zu einem Abbau der oberflächennahen Bindemittelschicht. Dadurch werden die im Filmverbund vorher fixierten Pigment- und Füllstoffpartikel freigelegt: Beim Abwischen entsteht der Eindruck einer „kreidenden“ Oberfläche. Obwohl primäre Ursache für die Kreidung ein Bindemittel-Abbau aufgrund von UV-Einwirkung ist, kann dieser auf photokatalytischem Weg, z. B. durch ein Pigment, noch beschleunigt bzw. verstärkt werden. Besonders aktiv ist in dieser Beziehung Titanoxid. Kreidung ist in der Regel auch mit Glanzverlust bzw. sichtbarem Matterwerden solcher Beschichtungen verbunden, die vorher einen gewissen Glanzgrad aufwiesen.
Durch eine (genormte) Kreidungsprüfung kann der Kreidungsgrad einer pigmentierten Beschichtung nach unterschiedlichen Bewitterungszeiträumen ermittelt und eventuell auch mit anderen Beschichtungen verglichen werden. Hierfür sind zwei Verfahren gebräuchlich: die Kempf-Stempelmethode nach DlN 53159 und die Klebeband-Methode nach DIN EN ISO 4628-6. Anhand von Vergleichsmustern kann der Kreidungsgrad dann visuell bestimmt oder durch farbmetrische Messung ermittelt werden. Ursachen für Kreidung können sein:
• Art und Konzentration des Pigments,
• Überpigmentierung oder
• zu geringer Bindemittelanteil für die Außenanwendung,
• ein von seiner chemischen Zusammensetzung her ungeeignetes Bindemittel,
• bei un- oder schwach pigmentierten Systemen fehlender UV-Schutz des Bindemittels u. a.

Auch die Himmelsrichtung einer Gebäudeseite und die Lage eines Objekts (Ort, Höhe) spielen bezüglich der die Kreidung auslösenden UV-Einwirkung eine ausschlaggebende Rolle. Umso wichtiger ist daher die Auswahl gut licht- und wetterbeständiger Bestandteile einer Formulierung für deren Anwendung im Außenbereich, bei Bunttönen die Überprüfung der Pigmente nicht nur im Vollton, sondern auch in Aufhellungen.
Oberflächliche Kreidung, die nach einer (künstlichen) Kurzbewitterungsprüfung festgestellt wird, sollte stets differenziert und aus drei Gründen nur in Verbindung mit einem „Standard“, dessen Freibewitterungsverhalten bekannt ist, beurteilt werden: Die sehr nah am jeweiligen Prüfling befindliche UV-Lichtquelle beansprucht eine Beschichtung mit einer wesentlich größeren Intensität, als dies in der Praxis meist der Fall ist; diese Strahlung entspricht nicht exakt der natürlichen Wellenlänge des Sonnenlichts, und der in den Geräten entstehende Ozonanteil schädigt die zu prüfende Beschichtung zusätzlich durch forcierten Bindemittelabbau.

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