Fachlexikon für Putze & Beschichtungen

Kurzbewitterung

EOTA-Prüfkammern zur Bewitterungsprüfung

Eine eindeutige und zuverlässige Voraussage über das Langzeitverhalten von Beschichtungen, die im Außenbereich eingesetzt werden, wie z. B. Fassadenfarben, Dispersionsputze oder Holzlasuren, ist nur durch eine Überprüfung mittels Freibewitterung möglich. Diese ist insbesondere bei Neuentwicklungen erforderlich, wenn neue Bindemittel, neue Pigmente oder neue Kombinationen erprobt werden, sodass sowohl die Bindemittel- und Pigmenthersteller als auch die Produzenten von Fertigprodukten derartige Prüfungen auf den verschiedensten Untergründen und in unterschiedlichen Klimagebieten (z. B. Landluft, Stadtluft, Industrieatmosphäre, Seeklima, Hochgebirgsklima mit jeweils unterschiedlichen Beanspruchungen) laufend durchführen und auswerten.
Nachteilig bei jeder Freibewitterung ist die verhältnismäßig lange Zeitdauer von mindestens zwei bis drei Jahren, bis eine gute Aussagefähigkeit über das Langzeitverhalten der betreffenden Beschichtungen gegeben ist. Deshalb wird versucht, durch zeitraffende Kurzprüfungen schneller zu vergleichbaren Bewertungen zu kommen. Mit UV-Belichtung und Besprühung der Proben mit Wasser in andauerndem Wechsel ist es möglich, Praxisbedingungen zu simulieren, wobei die Wechselzyklen variiert werden können.
Im Allgemeinen ist es möglich, nach 1.000 Stunden Kurzbewitterung – das entspricht etwa 6 Wochen – eine ungefähre Voraussage über das Langzeitverhalten von Produkten zu treffen. Allerdings gilt diese Feststellung nur mit Einschränkungen: Eine genaue Aussage darüber, wie viel Stunden Kurzbewitterung welchem Zeitraum Freibewitterung entsprechen, ist nach wie vor nicht möglich, weil klimatische Bedingungen sich nicht schematisch festlegen lassen und auch je nach Lage des Standorts unterschiedlich sind. Auch entsprechen der Wellenlängenbereich und die Strahlungsintensität aller Geräte, die bei Kurzbewitterungsprüfungen bisher eingesetzt werden können, nicht exakt dem UV-Anteil des sichtbaren Lichts in der Praxis.
Eine gute Vergleichsmöglichkeit für eine Bewertung ist nur dann gegeben, wenn ein „Standard“ in die Prüfungen miteinbezogen wird, dessen langfristiges Verhalten im Wetter bekannt ist. Daraus folgt, dass Kurzbewitterungsprüfungen die Freibewitterung nicht ersetzen, sondern nur einen Anhaltspunkt für eine vergleichende Beurteilung liefern können.

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